Bericht zur NCL-Osterfreizeit vom 01.04. bis 10.04.2012 in Wulsbüttel
Nachdem wir im letzten Jahr in einem wenig rollstuhlgerechten Haus in Hamburg untergebracht waren, sollte unser Urlaub in diesem Jahr im Schullandheim „am Paschberg“ in Wulsbüttel stattfinden. Dieses Haus ist ähnlich idyllisch mitten in der Natur gelegen wie das Haus in Hamburg, aber alle Räume dort sind wirklich behindertengerecht eingerichtet. Das Haus wurde Mitte der 80er Jahre speziell für Freizeiten von Gruppen mit Rollstuhlfahrern gebaut. Auch der Anfahrtsweg zum Haus hin führt zwar durch den Wald, ist aber mit dem Rollstuhl einfach zu befahren. In wenigen Minuten ist man im historischen Ortskern von Wulsbüttel.
Am Sonntag, den 01.04., hat unser Urlaub in dem wunderschönen Dorf endlich angefangen. Als alle Kids von ihren Eltern zum neuen Ferienhaus gebracht worden waren, begannen wir unseren Urlaub erst einmal mit einem gemütlichen Kaffeetrinken und Kuchenessen. Nachmittags haben wir dann die Zimmer gemütlich eingerichtet und nach der zum Teil langen Anfahrt erst einmal richtig entspannt, um in die richtige Urlaubsstimmung zu kommen. Abends gab es dann Spaghetti mit Sauce Bolognese. Da wir gerade so schön beisammen in unserem großzügigen und gemütlichen Wohn- und Esszimmer saßen, haben wir erst einmal unsere allseits beliebte Vorstellungsrunde zelebriert, in der alle ein bisschen von sich und ihren Hobbies erzählen konnten. Zum ersten Mal waren Nicole und Tim dabei, denen die Vorstellungsrunde einen guten Eindruck von allen Teilnehmern der Freizeit gab und die sie schnell in die richtige Urlaubsstimmung versetzte. Einige von uns sind erschöpft von der langen Anreise und den vielen neuen Eindrücken früh ins Bett gegangen, andere haben abends noch länger zusammen gesessen und sich unterhalten.
Nachdem die Betreuer am nächsten Morgen unsere Leihwagen von der "Aktion Hilfe für Kinder ev." abgeholt hatten, unternahmen wir einen spontanen Ausflug nach Bremerhaven. Da das Wetter an diesem Tag nicht besonders sonnig war, bot es sich geradezu an, dorthin zu fahren, weil es dort ein großes überdachtes Einkaufszentrum gibt und man mit dem Rollstuhl problemlos überall hinfahren kann. Jan, Aljoscha und Luiz waren im Klimahaus, wo sie eine abenteuerlich Reise von Bremerhaven aus nach Süden über die Schweiz durch die Wüste, die Tropen bis hin in die Antarktis und zurück nach Hause erlebten. In jeder Region konnten sie die klimatischen Bedingungen wie Kälte, Trockenheit, Gerüche und Wetter wahrnehmen. Dort konnten sie auch viele Sachen erfühlen, wie Wüstensand, Steinformationen, eine Walflosse und Kühe durften sie auch melken. Die Mädels hatten in der Zwischenzeit beschlossen, eine Shopping-Tour im Einkaufszentrum zu unternehmen. Nachher haben wir uns alle beim Burger-King getroffen, um unseren Ausflug mit einem gepflegten Urlaubsmenü zu beschließen. Nach diesem erlebnisreichen Tag sind wir abends früh ins Bett gegangen, weil wir am nächsten Vormittag einen gemeinsamen Ausflug geplant hatten.
So sind wir am Dienstag sehr früh aufgestanden,
weil wir auf den Tierhof im gemütlichen und als Künstlerkolonie berühmten Ort Worpswede gefahren sind. Dort wurden wir herzlich von Frau Drees in einer gemütlichen „Sofa-Ecke“ aus Strohballen begrüßt. Dort haben wir erst einmal gesessen und haben Kaninchen und Hühner streicheln dürfen. Eines der Hühner hieß Shakira und konnte genauso sexy mit dem Hintern wackeln wie die bekannte Popsängerin. Nachher hat uns Frau Drees die Esel Lukas und Arne vorgestellt, die wir streicheln und striegeln durften. Arne konnte sogar Fußball spielen! In einem Stall haben wir dann noch Schafe und Ziegen kennen gelernt, die neugierig um uns herum liefen und laut blökten und meckerten. Die ganze Zeit waren auch die beiden Hunde Otto und Willi mit dabei, die sehr zutraulich waren. Zum Abschluss haben wir noch einen kleinen Snack zur Stärkung zu uns genommen und sind dann zufrieden nach Hause gefahren. Da es an diesem Tag eher kalt war, verbrachten wir den Rest des Nachmittags in unserem gemütlich warmen Wohnzimmer mit Fußbodenheizung. Mareike hat uns Geschichten vorgelesen und wir haben Hörspiele gehört. Abends gab es dann noch Würstchen, Chicken Mc-Nuggets und Heringhappen mit Pellkartoffeln, bevor alle ein wenig müde, aber voller schöner Erinnerungen an den Tag ins Bett fielen.
Am Mittwoch war ausschlafen angesagt!
Nach einer geruhsamen Nacht trafen wir uns dann morgens zum Brunch im Esszimmer. Das leckere Frühstück ließ uns fast vergessen, dass sich das Wetter wieder einmal von seiner bescheidenen Seite zeigte... Einige unserer Urlauber entschlossen sich also, mit den Aktionsbussen ins Kino nach Bremen zu fahren. Annika, Benedikt, Natalie und Nicole haben sich mit ihren Betreuern den Film „Russendisco“ angesehen, wo es viel interessante Musik zu hören gab und eine lustige Geschichte erzählt wurde. Jan und Luiz stand der Sinn eher nach etwas Deftigerem und sie schauten sich einen verrückten Piratenfilm an. Einige Teilnehmer machten sich lieber einen gemütlichen Tag zu Hause. Sven hat sich mit seinen Betreuerinnen Clautze und Julia ein Matratzenlager im Wohnzimmer eingerichtet und einen spannenden DVD-Nachmittag mit vielen Knabbersachen verbracht.
Für den Donnerstag hatte der Wetterbericht endlich einmal Sonnenschein angekündigt. Finn hatte schon im Vorfeld der Freizeit die großartige Idee, einmal ein Ritteressen selbst zu organisieren. Wir hatten leckeres Grillfleisch gekauft und schmissen den Grill an. Außerdem hatten alle lustige Verkleidungen mitgebracht, um so die richtige Stimmung für ein echtes Rittergelage aufkommen zu lassen, das in diesem Jahr im Waldschlösschen von Wulsbüttel stattfinden sollte. Aus dem ganzen Königreich waren langjährige Weggefährten und Freunde gekommen, um ihr Wiedersehen gebührend zu feiern: So waren Bruder Benediktus, seine Küchenmagd Scarletti und sein Stallbursche Andreas aus dem Kloster angereist und die wohlhabende, aber momentan leider in Geldnöten geratene Prinzessin Natalie aus dem englischen Königshaus, die nun auf der Suche nach einem reichen Prinzen zwecks Heirat war, mit ihrer Beraterin Mareike aus Schottland und dem Großzauberer Nils. Besonders freuten wir uns über die Hofnarren Tim und Artur aus dem Hause Hamburg in Begleitung einer zwielichtigen Gestalt aus dem Kohlenpott namens Dennis. Fräulein Anika von Kalbfleisch war mit ihren Kräuterhexen Tina und Anne sowie einem Hackebeil angereist, mit dem sie bereits 6 Ehemänner geköpft hatte. Nun waren sie gemeinsam auf der Suche nach Ehemann Nr. 7. Zum ersten Mal durften wir Prinzessin Nicoletta in unserer Runde begrüßen, deren Gunst es bei den diesjährigen Ritterspielen zu gewinnen galt. Auch sie hatte ein merkwürdiges Gefolge bei sich:
einen als Biene Maja verkleideten Ritter namens Steffi und Egon, den 1-Euro-Knappen, den ihr das Arbeitsamt des Großfürstentums Bielefeld geschickt hatte. Der Initiator des Gelages, Ritter Finn von Schweinekoven, war zusammen mit dem coolen Minnerapper MC Shae direkt aus der Karibik eingeflogen worden. Der ehrwürdige Robin „Aljoscha“ Hood hatte den langen und beschwerlichen Weg zusammen mit seinem treuen Weggefährten Mustafa aus dem Morgenland auf sich genommen. Cowboy Luiz hatte seinen Blutsbruder Simon aus dem Stamm der Irokesen und eine echte Waffe mitgebracht, mit der sie gemeinsam für die gute Sache kämpften. Der erste Ritter der Tafelrunde Janzelot war mit der mysteriösen Wahrsagerin Fatma Caro angereist. Auch Björn, der schwarze Ritter, saß bei uns, er wirkte etwas abwesend, wahrscheinlich hat er sich gerade Gedanken gemacht, wie viele Eier wir für unser baldiges Osterfest einkaufen sollen... Als endlich unser aller Gastgeber und Freund König Sven mit seinen Verbündeten Julia von Orleans und Clautze von Rammstein eintraf, konnte das Fest beginnen! Nachdem sich alle Prinzessinnen, Ritter, Mönche und Burgfräuleins ordentlich mit Grillfleisch gestärkt hatten, wurden die Ritterspiele feierlich eröffnet. Hier durften sich junge Edelmänner und -frauen in der Lanzen- und Schwertkunst messen. Es folgte das Eierköpfen, bei dem viel Geschicklichkeit gefragt war. Am Ende wurden alle Angetretenen von König Sven zu Rittern der Tafelrunde geschlagen.
Der Freitag begann mit schönem Sonnenschein.
So stellen wir uns einen richtigen Urlaub vor. Also beschlossen wir einen spontanen Freitag-Ausflug nach Cuxhaven zu unternehmen. Dort gab es erst einmal ein leckeres Fischbrötchen direkt am Meer. Gerade als wir genüsslich aßen, begann es schon wieder zu regnen. Wir flüchteten schnell über den Deich ans Meer und kehrten in ein schönes Strandcafe ein, wo es einen Souvenirladen gab. Hier konnten wir Postkarten kaufen, um Urlaubsgrüße vom Meer nach Hause zu schicken. Finn hat sich ein Piratenkopftuch mit Totenköpfen gekauft und sah echt cool damit aus. Sven und Aljoscha kauften sich eine typische Piratenflagge! Im Cafe gab es dann Kaffee und Kuchen für alle. Durchgepustet und ein wenig müde kamen wir wieder im Ferienhaus an und ruhten uns ein wenig aus. Abends haben wir spontan noch mal den Grill angeschmissen und die Reste vom Rittergelage verputzt! Nachher haben wir noch lange zusammengesessen, Musik gehört und eine spontane Disco veranstaltet. Finn und Aljoscha haben wild getanzt. Auch Nicole hat bis tief in die Nacht hinein mitgetanzt. Nach dieser lustigen Party sind alle zufrieden und müde ins Bett gegangen.
Nachdem wir alle schön ausgeschlafen hatten, begannen wir den Samstag mit einem ausgiebigen Frühstück. So stellen wir uns einen Urlaubstag vor! Ganz entspannt sind einige von uns spazieren gegangen im schönen Wald am Landschulheim. Diejenigen, die es aufregender mochten, besuchten spontan die große Kirmes in Bremen.
Abends haben wir uns alle wieder getroffen und sind gemeinsam zum Osterfeuer gelaufen, das nur wenige Minuten von unserem Ferienhaus auf einem Feld entzündet wurde. Die Flammen waren schon von Weitem zu spüren. Wir haben uns einen schönen Platz gesucht und mit der ganzen Truppe die tolle Atmosphäre genossen, die man auch auf den Fotos gut erkennen kann. Abschließend gab es noch einen spontanen Oster-Frühlings-Tanz am Feuer.
Schön eingestimmt auf das Fest haben wir am Ostersonntag Geschichten vorgelesen und Osternester mit selbstgefärbten Eiern gesucht. Das war natürlich ein großes Highlight und alle verputzen Unmengen an Schokolade! Gegen Abend machten wir uns auf den Weg ins Dorf. Wir hatten Tische im Gasthaus „Zur Post“ im Ort reserviert. Zum Glück schien die Sonne und wir machten uns auf einen traumhaft gemütlichen Weg durch den Wald. Mit guter Laune stürmten wir das Lokal. Dort gab es Schollenfilet „Büsumer Art“, Jägerschnitzel mit Pommes, Rumpsteak mit Bratkartoffeln und für unsere Vegetarier Pasta mit frischem Gemüse und Champignons. Später haben wir im Wohnzimmer gesessen und das Gruppenspiel „Die Werwölfe im Düsterwald“ gespielt. Mit so vielen Leuten war das natürlich ein Riesenspektakel!
Wie immer wurde am letzten Freizeittag viel zusammengeräumt und gepackt. Deshalb machten es sich die meisten von uns im Wohnzimmer gemütlich und schauten Benedikts Osterfilm, während die Betreuer die quer im Haus verstreuten Sachen zusammensuchten. Im Wohnzimmer, wo der „alte Holzmichel“ geschmettert wurde, hatte sich derweil eine kleine Abschlussparty entwickelt. Tim und Sven klatschten den Takt und Nicole läutete die Glocke.
Abends gab es noch eine leckere Pizza, die wir in guter alter Freizeittradition aus allem, was wir noch im Kühlschrank hatten, zusammenbastelten. Alle haben mitgeholfen und interessante bis gewöhnungsbedürftige Geschmacksvariationen vorgeschlagen. Am Ende schmeckte unsere Pizza wirklich ganz prima. Beim Essen saßen wir alle zusammen und haben unsere gelungene Freizeit noch einmal Revue passieren lassen. Es ist wirklich schade, dass unsere gemeinsamen Urlaube immer so schnell vorbei sind!
Ich denke, dass alle Teilnehmer dieses Gefühl mit nach Hause nehmen und die nächste Freizeit kaum erwarten können. Der Gedanke daran, dass wir wieder einen so schönen Urlaub mit liebenswerten und glücklichen Menschen verbringen dürfen, lässt uns den oft nervigen Alltag für einen Moment vergessen. Die Freude auf den Beginn unseres nächsten Urlaubs, auf den Moment, wenn wir uns wiedersehen und es uns so vorkommt, als wäre die letzte Freizeit erst gestern gewesen, motiviert auch mich immer wieder, wenn sich der Alltag einschleicht oder die Arbeit nervt oder wenn es bei der Planung einer Freizeit zuweilen etwas stressiger wird. Dass alle teilnehmenden Betreuer und vor allem Kids diesen Gedanken mit nach Hause nehmen ist allein Euch Betreuern zu verdanken. Die liebevolle Art, wie Ihr mit den Kids und miteinander umgeht, lässt erst die besondere Atmosphäre unserer Urlaube entstehen. Ohne pädagogische Konzepte in den Vordergrund Eurer Arbeit zu stellen, schafft Ihr es mit Eurer ungezwungenen fröhlichen Art, den lustigen und verrückten Partys, die wir gemeinsam feiern, aber auch der erholsamen Ruhe bei Spaziergängen und beim Geschichtenvorlesen immer wieder, den Kids ein glückliches Lachen in die Gesichter zu zaubern, wenn sie am Ende der Freizeit erholt und zufrieden nach Hause fahren. Und wenn es in kritischen Situationen einmal darauf ankommt, behaltet Ihr einen klaren Kopf und bewältigt jedes Problem extrem professionell ohne lange Diskussionen. In solchen Momenten bin ich echt stolz auf Euch, weil ich weiß, dass ich mich völlig auf das NCL-Team verlassen kann! Ihr seid es, die den Kids immer wieder unvergessliche Tage gestaltet und unsere Freizeiten zu etwas wirklich Besonderem macht. Dafür liebe ich Euch alle!
Ein dickes Dankeschön an dieser Stelle auch an Barbara, Willi und Peter, die uns im Vorfeld, im Verlauf und bei der Nachbereitung der Freizeit mit ihrer organisatorischen und beraterischen Kompetenz jederzeit zur Verfügung standen, auch wenn sie zum Teil selbst mit ganz anderen alltäglichen Problemen beschäftigt waren.
Ganz besonders bedanken möchte ich mich natürlich bei Dir, liebe Anke. Du hast in diesem Jahr zum ersten Mal mit mir zusammen eine Freizeit vorbereitet und diese Aufgabe mit Bravour gemeistert. Du hast es geschafft, unerwartet auftauchende Probleme mit großem diplomatischen Gespür unverzüglich und verantwortungsvoll zu lösen und dabei echt starke Nerven bewiesen! Wir Betreuer würden uns sehr freuen, wenn Du auch bei den kommenden Freizeiten Teil unseres Teams sein möchtest.
Ein herzliches Dankeschön gilt auch der "Aktion Hilfe für Kinder ev." in Bremen, die uns freundlicherweise zwei Rollstuhlbusse zur Verfügung gestellt hat. Ohne diese großzügige Spende hätten wir nicht die Möglichkeit gehabt, unsere spontanen Ausflüge zu unternehmen und die schöne Umgebung von Wulsbüttel, Worpswede, Bremen, Cuxhaven und Bremerhaven kennen zu lernen und zu erkunden.
Euer Björn